Dienstag, 4. Mai 2010

Chemotherapie Vol. I - Tabula rasa

Vorwort

Endlich konnte ich mich mal dazu durchringen, den Beitrag über die Chemotherapie anzufangen. Wie ich bereits erwähnt habe, werde ich das Ganze in zwei Teilen veröffentlichen, da die Chemo doch sehr umfangreich ist und bei dieser Therapie doch eindeutig am meißten "passiert".

Ich möchte aber davon absehen bei den einzelnen Medikamenten auf genaue Wirkungsweisen einzugehen. Das wird wohl weniger von Interesse sein und ehrlich gesagt interessiert mich auch nur, dass das einigermaßen gut funktioniert.

Chemotherapie kenn' ich!

Wenn ich das Wort Chemotherapie höre, denke ich sofort an Krebs. Aber bei genauerer Betrachtung merkt man, dass hinter diesem Wort viel mehr steckt und es eigentlich nur ein "loses" Wort bzw. ein Überbegriff ist.

Oder doch nicht?

Am Rande sei erwähnt, dass man Chemotherapien nicht nur zur Krebsbehandlung benutzt; auch bei einigen Infektionen werden sie eingesetzt.

Die Chemotherapie beschreibt die Behandlung eines Krebspatienten mit verschiedenen Medikamenten. Diese Medikamente nennt man in der Krebsbehandlung Zytostatika (griechisch: Cyto, die Zelle und statik, anhalten) und wie man sich bei der griechischen Übersetzung denken kann, stoppen sie das Zellwachstum.
Die Zytostatika werden häufig miteinander kombiniert um die Wirkung zu erhöhen. Ist das der Fall, spricht man von einer Polychemotherapie. Von diesen Polychemos gibt es eine Vielzahl an Therapieschemata. Der Wikipedia Artikel zur Chemotherapie umfasst z.B. knapp 20 dieser Schemata.

Wie sieht so ein Therapieschema bei Hodenkrebs aus...

Ein bei Hodenkrebs häufig eingesetztes Schema ist die PEB-Therapie. Dort kommen die Zytostatika Cisplatin, Etoposid und Bleomycin zum Einsatz. Vorallem das Cisplatin ist bei dieser Krebsart sehr wirksam.

...und wie läuft sie ab?

Eine Chemotherapie wird in den meißten Fällen stationär im Krankenhaus durchgeführt. Die Medikamente werden dann als Infusion in eine Vene gegeben und verteilen sich dann durch den Blutkreislauf im gesamten Körper. Da die Zytostatika sehr aggressive Medikamente sind, werden die Medikamente nur in wenigen Tagen verabreicht und anschließend gibt es für den Patienten und den Körper eine Ruhepause, die im Regelfall 2 Wochen beträgt.

Die Tage der Medikamentenzufuhr bezeichnet man als Zyklus. Eine 3 Zyklen Chemotherapie setzt sich also aus 3 mal Medikamentenzufuhr mit jeweils dazwischen liegenden Erholungspausen zusammen.

Ich kenne weder Freund noch Feind!

Eine Chemotherapie ist kein freudiges Ereignis. Auch wenn man selber noch nie eine Chemo hatte, so gibt es vielleicht doch im Verwandschafts- oder Bekanntenkreis Betroffene, die darüber berichten können. Aber auch ohne Erfahrungen aus erster Hand verbinden wir sehr Negatives mit einer Chemo. Das liegt zum einen daran, dass sie bei der schlimmen Krankheit Krebs zum Einsatz kommt und zum anderen an den vielen Nebenwirkungen, die während der Behandlung auftreten können.

Das Problem, welches die Zytostatika haben, ist die nicht vorhandene Unterscheidungsfähigkeit zwischen gesunder Zelle und Krebszelle. Die Zytostatika wissen nur, ob sich eine Zelle schnell oder langsam teilt. Das Problem wird ersichtlich, wenn man weiss, dass sich z.B. Haarzellen auch schnell teilen, aber absolut gesunde Zellen sind.

Die verschiedenen Nebenwirkungen einer Chemotherapie werde ich aber den zweiten Teil widmen.

Soweit bin ich erstmal fertig und bedanke mich wie immer für's Lesen. Anregungen, Fragen und Korrekturen können in den Kommentaren zum Besten gegeben werden.

Erik

Donnerstag, 15. April 2010

Sie haben eine neue Nachricht...

...und diese wollte ich Euch kurz hier mitteilen.

Mein Tumormarkerverlauf wurde jetzt von meinem behandelnden Arzt im Bundeswehrkrankenhaus Hamburg für beendet erklärt und es ergab sich folgender Verlauf:

26.01.2010 - AFP >3000,00 ng/ml
09.02.2010 - '' 740,00 ng/ml
25.02.2010 - '' 130,60 ng/ml
05.03.2010 - '' 54,30 ng/ml
18.03.2010 - '' 13,20 ng/ml
31.03.2010 - '' 4,90 ng/ml

Deutlich ersichtlich, dass sich mein Tumormarker streng fallend auf ins bodenlose gemacht hat, sogar noch unter den von mir bereits hier recherchierten "Normalwert" von 10 - 15 ng/ml. Aber ich sagte ja bereits, dass nicht alles was hier steht zu 100% med. korrekt ist.

Meine zweite Computertomographie, die ich mit Blutentnahme am 31.03.2010 gemacht hatte, fiel ebenfalls positiv aus, d.h. es wurden keine Metastasen oder andere Auffälligkeiten entdeckt.

Nach Sichtung all dieser Hinweise fahre ich nun die Wait-and-see Strategie und werde mir eine Chemotherapie als Ass im Ärmel bereit halten. Normalerweise spiele ich ja fair, aber dein Gegenspieler Krebs ist, muss man auch mal schummeln.

Ich werde trotzdem in meinem Therapie-Dreiteiler die Chemotherapie vorstellen; da die Chemotherapie doch sehr umfangreich ist, wird der Artikel gesplittet und der erste Teil am Wochenende veröffentlicht.

Bis dahin gilt wie immer: Anregungen/Fragen/Korrekturen sind erwünscht und viel Spaß beim Lesen wünscht

Erik

Montag, 15. März 2010

Lymphadenektomie: Auf nimmer Wiedersehen!

Vorwort

Hier kommt nun der zweite Teil des Drei-Teilers "3 Therapien für ein Halleluja". Da die Lymphadenektomie keine "umfangreiche" Therapie ist und es sich "nur" um eine operative Maßnahme handelt, ist dieser Artikel auch nicht so lang, wie bei der Was-Strategie.

Lympha..was?

Das Wort Lymphadenektomie ist der medizinische Fachbegriff für die Lymphknotenabtragung bzw. Lymphknotenentfernung. Diese wird normalerweise dann durchgeführt, wenn bei einer Computertomographie vergrößerte Lymphknoten festgestellt werden. Ebenfalls sinnvoll ist das Entfernen der Lymphknoten, wenn es sich bei dem Ursprungstumor um ein reines Teratom gehandelt hat, denn dieser Gewebetyp spricht nicht auf eine Strahlen- oder Chemotherapie an.

Was passiert bei der Lymphadenektomie?

Je nach Krebsart werden bei einer Lymphknotenentfernung die Lymphknoten des tumorbefallenen Areals entfernt. In meinem Falle würden sich die Krebszellen also zuerst im hinteren Bauchraum in den Lymphknoten "einnisten". Bei Brustkrebs würden die Lymphknoten in den Achseln entfernt usw.
Damit man an die Lymphknoten im hinteren Bauchraum gelangt, bedarf es einen Schnitt vom Brustbein bis eine handbreit unter den Bauchnabel. Ein ziemlicher langer Reißverschluss also. Aber die damit verbundene Operationsfreiheit macht es denn Ärzten möglich, alle Lymphknoten sicher zu erreichen. Im Schnitt (welch' Wortspiel) dauert so eine Operation 2 - 3 Stunden.

Wo kann man das machen?

Da diese Operation ein hohes Maß an Erfahrung und Sachkenntnis benötigt, wird diese Operation nur in spezialisierten Zentren durchgeführt. Da das Bundeswehrkrankenhaus Hamburg ein Hodentumorzentrum hat, bin ich da wohl bestens aufgehoben, falls so eine Lymphadenektomie bei mir nötig werden sollte - denn eigentlich möchte ich einen Bogen um diese Therapie machen.


Bald stelle ich dann die letzte Therapie, die Chemo-, vor. Bis hierhin danke ich erstmal wieder für's Lesen. Fragen und Korrekturen bitte in die Kommentare.

Erik

Donnerstag, 11. März 2010

Vorwort

Mit diesem Artikel möchte ich die bereits angekündigte Vorstellung von 3 Krebstherapien beginnen, die bei Hodenkrebspatienten mit Nicht-Seminom angewendet werden können. In den meißten Fällen bekommt man eine der drei Therapien, aber auch eine Kombination der Therapien ist möglich um ans gewünschte Ziel zu gelangen.

Welche Voraussetzungen braucht man für Wait-and-see?

Die erste Therapie, die ich näher vorstellen möchte, ist die 'Wait-and-see' Strategie (im folgendem Text als Was-Strategie abgekürzt^^). Wer der englischen Sprache mächtig ist, kann sich gut vorstellen, was sich hinter diesem Namen verbirgt. Für alle anderen bedeutet es "Warten und Beobachten".

Was wird vorallem dann angewendet, wenn ein Tumor in einem sehr frühen Stadium entdeckt und entfernt wurde. Wichtig ist jedoch, dass der Tumor nicht gestreut hat (keine Metastasierung). Um aber die Was Strategie endgültig anzusetzen und mit Erfolg durchzuführen, müssen vorher 3 Punkte sehr genau beachtet werden:
  • die feingewebliche Untersuchung des entfernten Tumors (zur Bestimmung ob Seminom oder Nicht-Seminom)
  • die Ergebnisse einer Computer- oder Kernspintomographie
  • die Bestimmung der Tumormarker und deren Verlauf über einen längeren Zeitraum
Erfülle ich diese Bedingungen für eine Was Strategie?

Nach heutigem Stand würde ich zwei der drei angesprochenen Bedingungen erfüllen.

Bei mir wurde eine feingewebliche Untersuchung kurz nach der Operation am 29.01.2010 gemacht. Als Ergebnis lässt sich festhalten, dass mein Hodentumor ein Nicht-Seminom ist war.

Bereits 3 Tage nach der Operation wurde bei mir eine Computertomographie durchgeführt. Die bildgebende Suche nach Metastasen verlief bei mir negativ - der Tumor hatte nicht gestreut. Am 15.03.2010 folgt eine zweite Computertomographie im Bundeswehrkrankenhaus Hamburg um dort nochmal auf Nummer sicher zu gehen.

Die letzte Bedingung, die ich für eine Was Strategie erfüllen muss ist ein ausführlicher Tumormarkerverlauf (was da passiert, siehe >>hier<<). Da die Erfüllung dieser Bedingung noch etwas dauern wird und der Tumormarkerverlauf auch als Kriterum für die anderen beiden Therapien herangezogen wird, kann ich momentan noch keine Therapie beginnen. Wait-and-see...wirklich nur warten?

Während der Was Strategie wird vollkommen auf eine medikamentöse oder eine operative Behandlung verzichtet. Das bedeutet allerdings nicht, dass diese Therapie weniger "anspruchsvoll" als die anderen Beiden ist.
Das Gegenteil ist der Fall. Da man nicht aktiv gegen den Krebs vorgeht, ist eine Menge Eigeninitiative notwendig. Ein engmaschiges Netz aus Kontrolluntersuchungen muss über den Terminkalender gelegt werden, um frühzeitig einen Rückfall zu bemerken.
Die Kontrolluntersuchungen bestehen aus Blutuntersuchungen (Tumormarkeranstieg), Computertomographien (Metastasen am Lymphsystem oder anderen Organen) und auch gegebenfalls aus Abtasten des Körpers (Brustkrebs z.B.). Hinzu kommt ein aufmerksames Beobachten des eigenen Körpers.
Diese Therapie ist also bei weitem nicht so gemütlich, wie ihr Name vermuten lässt.

Ziemlich viel Aufwand für's "Nichts-tun", oder?

Der große Vorteil der Was Strategie ist, dass man keinen direkten Nebenwirkungen ausgesetzt ist. Desweiteren liegt die Wahrscheinlichkeit für eine Neuerkrankung an Krebs (bei erfolgreicher Operation und keiner Metastasierung) laut meinem Arzt bei ungefähr 15% - 20%. Für einige Patienten eine zu geringe Wahrscheinlichkeit, sich einer Chemotherapie oder Lymphknotenabtragung und deren Nebenwirkungen und Folgen (viele davon auch langfrisitg, dazu aber in den Artikeln zu den beiden Therapien mehr) auszusetzen.
Bei einigen Was-Anwendern kommt mit der Zeit eine psychische Komponente ins Gesamtbild. Da man praktisch gesehen auf eine eventuelle Neuerkrankung wartet und nicht weiß, ob der Krebs nicht doch wiederkommt, wechseln die Patienten während der Was Strategie auf eine prophylaktische Behandlung. So lässt sich diese Wait-and-see problemlos mit einer Chemotherapie oder mit einer Lymphknotenabtragung kombinieren.

Würde ich mich für eine Was Strategie entscheiden?

Ich würde mich momentan gegen eine Was Therapie entscheiden. 15% bis 20% Wahrscheinlichkeit für einen Rückfall ist mir zu hoch, als meine Zeit mit regelmäßigen Kontrolluntersuchungen zu vergeuden und dann vielleicht später doch auf eine andere Therapie umzusteigen.

Meine intensive Recherche seit meiner Diagnose lässt mich sehr in Richtung einer Chemotherapie tendieren. Dazu schreibe ich aber mehr, wenn ich die Therapie selbst vorstelle.

Wie immer gilt: Fragen und Kritik sind erwünscht. Danke für's Lesen!

Erik

Sonntag, 7. März 2010

Seminom oder Nicht-Seminom, das ist hier die Frage!

Vorwort

Da ich demnächst 3 Therapien vorstellen möchte, die mich bei meinem Kampf gegen den Krebs unterstützen sollen, möchte ich mit diesem Artikel eine grundlegende Frage vor der Therapiewahl vorstellen: "Handelt es sich bei dem Tumor um ein Seminom oder um ein Nicht-Seminom?

Warum muss ich wissen, ob mein Tumor ein Seminom oder ein Nicht-Seminom ist?

Die Frage muss ich mir bzw. müssen sich meine behandelnden Ärzte deshalb stellen, da von dieser Diagnose die Therapie abhängig ist, die im Anschluss an die Operation durchgeführt werden soll bzw. muss. Dazu später mehr. Um herauszufinden, um welchen Typ es sich handelt, wird im Anschluss an die operative Entfernung des Tumors selbiger in einer feingeweblichen Untersuchung unter's Mikroskop gelegt und der Zelltyp bestimmt.

Das Seminom

Man unterscheidet bei den Tumoren des Hodenkrebs zwischen zwei Zelltypen. Der erste Typ ist das Seminom (lat. semen = Samen). Wie die lateinische Herleitung schließen lässt, hat das Seminom seinem Ursprung in der Entartung von Spermatogonien (Ursamenzellen).

Das Seminom verursacht ungefähr die Hälfte aller Hodentumore und tritt im Durchschnitt später auf als das Nicht-Seminom. Es springt von den beiden Gewebetypen aber am Besten auf Strahlen- und Chemotherapie an.

Das Nicht-Seminom

Das Nicht-Seminom hat seinen Ursprung nicht alleine in der Entartung von Spermatogonien. Es ist sozusagen ein Sammelbegriff für die vielen möglichen Ursprünge des Tumors. Folgende Hodentumorarten fallen in diese Kategorie:
  • Dottersacktumor
  • Chorionkarzinom
  • embryonalem Karzinom
  • undifferenziertem Teratom
Diese Tumorarten können sich aber auch "vermischen" und gemeinsam einen Tumor bilden. Diese Kooperation der verschiedenen Arten ist auch bei meinem Tumor der Fall gewesen. So bestand mein Tumor zu ~5% aus einem Seminom, ~70% waren dem embryonalem Karzinom zugeordnet,~5% Dottersacktumor und die restlichen ~20% bestanden aus Teratomanteilen.

Was ist jetzt wichtig?

Auf die einzelnen Tumorarten und ihre Entstehung möchte ich nicht näher eingehen. Wichtig für mich ist nur die Unterscheidung in Seminom und Nicht-Seminom, denn die Krebszellen reagieren bei beiden Typen verschieden auf die Therapien. So reagieren die Krebszellen bei Nicht-Seminom Patienten z.B. wenig bis gar nicht auf eine Strahlentherapie. Da ich selber ein Nicht-Seminom hatte, kann ich bei meiner künftigen Therapie eine Bestrahlung ausschließen.

Fragen und/oder Korrekturen bitte in die Kommentare; danke auch für's Lesen!

Erik

Mittwoch, 3. März 2010

AFP oder auch: Ich weiß, dass dein Körper krank ist.

Vorwort

Ich habe mir ja vorgenommen, in meinem Tagebuch nicht nur meine persönlichen Eindrücke aufzuschreiben. Vielmehr möchte ich auch etwas "Aufklärung" betreiben und bestimmte medizinische Sachverhalte erklären und beleuchten. Jedoch bin ich kein Mediziner und so bitte ich um Nachsicht und Verständnis, dass nicht alle Beiträge von mir zu 100% wissenschaftlich korrekt sind. Natürlich recherchiere ich und denke mir keine Geschichten aus. Aber auch im Internet finden sich immer wieder Fehler.

Habe nur ich AFP im Blut?

Wie der Titel dieses Eintrages schon sagt, möchte ich etwas über AFP erzählen. AFP steht für Alpha-Fetoprotein und ist, wie man unschwer erkennen kann, ein Protein. Jeder Mensch trägt bei vollkommender Gesundheit geringe Mengen dieses Proteins in seinem Blut. Der normale Wert beträgt bei einem Erwachsenem 10 - 15 ng/ml.

Aber auch ungeborene Kinder haben AF-Proteine in sich und zwar deutlich mehr, als Erwachsene. Während der Schwangerschaft ist auch der AFP-Wert der Mutter erhöht, da durch den Blutaustausch über die Nabelschnur viele AF-Proteine den Fetus verlassen. Dieses Abwandern ermöglicht es der Medizin, durch Blutuntersuchungen der Mutter ab der 16ten Schwangerschaftswoche eventuelle Missbildungen und Krankheiten beim Fetus festzustellen. So lassen z.B. verminderte AFP-Werte auf Trisomie 21 (auch bekannt als Down-Syndrom) schließen.

A wie Ausrufezeichen!

Es wird deutlich, das Schwankungen des AFP-Wertes auf Krankheiten hinweisen können. Jetzt kommt meine Krebserkrankung ins Spiel, denn bei einigen Krebstumoren erhöht sich der AFP-Wert auch bei Erwachsenen. Zu diesen Krebsarten zählen hauptsächlich Leberkrebs und Keimzelltumore an Hoden und Eierstöcken. Seltener weist AFP auf Krebserkrankungen des Magen- und Darmtraktes hin (Magen, Galle, Bauchspeicheldrüse, Dickdarm). Die Erhöhung hängt damit zusammen, dass die AF-Proteine direkt von den Tumoren poduziert werden. Ein hoher Wert ist also oft ein Hinweis für einen Krebstumor.

Wie geht es jetzt weiter?

Laut Computertomographieanalyse hat mein Hodentumor nicht gestreut. Mehr Sicherheit kann die Beobachtung meines AFP-Wertes über einen längeren Zeitraum bringen. So wird bei mir eine Blutbildbestimmung über einen Zeitraum von 6 Wochen veranschlagt.
Die Halbwertszeit bei AFP beträgt 5 Tage, d.h. nach 5 Tagen hat sich der AFP-Wert halbiert. Ist man nach einer Tumoroperation komplett tumorfrei, so sinkt der AFP-Wert stetig und erreicht dann den Normalwert.
Ist der Abfall nicht vollständig, so deutet dies auf einen Residialtumor (lat. residuus: zurückbleibend) hin; ein erneuter Anstieg nach Normalisierung des AFP-Wertes auf eine Metastasierung (Streuung).

Was ist jetzt wichtig?

Wichtig in den folgenden Wochen wird nun sein, dass sich der AFP-Wert stetig verringert. Anhand der Wertekurve wird nämlich meine Therapie bestimmt. Mit sehr viel Glück und einer Rückkehr zum Normalbereich des AFP-Wertes könnte mir sogar eine Chemotherapie erspart bleiben. Sollte der Wert nicht den Normbereich erreichen und zu hoch für meinen Arzt im Bundeswehrkrankenhaus Hamburg sein, so wird sich zwischen einer 2-Zyklus oder einer 3-Zyklus Chemotherapie entschieden. Aber über die Chemotherapie schreibe ich ein anderes mal.


Wenn Ihr Fragen oder Korrekturen habt, dann schreibt mir über die bekannten Wege oder postet in den Kommentaren. Danke auch für's Lesen.

Erik

Freitag, 26. Februar 2010

Die Reise beginnt

Dies ist mein erster Eintrag in meinem Krebs-Tagebuch. Doch warum so ein Tagebuch?

Auf diese Art über meine Geschichte zu erzählen, hilft mir sehr, mit dieser Krankheit so umzugehen, wie ich es mir von dem Tag der Diagnose an vorgenommen habe:

Ich möchte "offensiv" damit umgehen, mich nicht in meinem Zimmer verstecken und mich nicht vor der Zukunft fürchten. Mit "entwaffnender" Ehrlichkeit will ich über die Krankheit und wie sie sich auf mich auswirkt, erzählen und schreiben. Es wird nichts verheimlicht oder schöngeredet. Wenn Fragen kommen, werde ich sie beantworten. Wenn ich mich entscheiden muss, werde ich mich entscheiden.

"Es kommt nicht darauf an, wo du herkommst, sondern wohin du gehst."

Ich werde positiv und mit Mut meinen Weg gehen und diesen Schweinepriester den Krebs besiegen.

Für die Zukunft packe ich das Pathos aber zur Seite; versprochen!

Erik