Donnerstag, 11. März 2010

Vorwort

Mit diesem Artikel möchte ich die bereits angekündigte Vorstellung von 3 Krebstherapien beginnen, die bei Hodenkrebspatienten mit Nicht-Seminom angewendet werden können. In den meißten Fällen bekommt man eine der drei Therapien, aber auch eine Kombination der Therapien ist möglich um ans gewünschte Ziel zu gelangen.

Welche Voraussetzungen braucht man für Wait-and-see?

Die erste Therapie, die ich näher vorstellen möchte, ist die 'Wait-and-see' Strategie (im folgendem Text als Was-Strategie abgekürzt^^). Wer der englischen Sprache mächtig ist, kann sich gut vorstellen, was sich hinter diesem Namen verbirgt. Für alle anderen bedeutet es "Warten und Beobachten".

Was wird vorallem dann angewendet, wenn ein Tumor in einem sehr frühen Stadium entdeckt und entfernt wurde. Wichtig ist jedoch, dass der Tumor nicht gestreut hat (keine Metastasierung). Um aber die Was Strategie endgültig anzusetzen und mit Erfolg durchzuführen, müssen vorher 3 Punkte sehr genau beachtet werden:
  • die feingewebliche Untersuchung des entfernten Tumors (zur Bestimmung ob Seminom oder Nicht-Seminom)
  • die Ergebnisse einer Computer- oder Kernspintomographie
  • die Bestimmung der Tumormarker und deren Verlauf über einen längeren Zeitraum
Erfülle ich diese Bedingungen für eine Was Strategie?

Nach heutigem Stand würde ich zwei der drei angesprochenen Bedingungen erfüllen.

Bei mir wurde eine feingewebliche Untersuchung kurz nach der Operation am 29.01.2010 gemacht. Als Ergebnis lässt sich festhalten, dass mein Hodentumor ein Nicht-Seminom ist war.

Bereits 3 Tage nach der Operation wurde bei mir eine Computertomographie durchgeführt. Die bildgebende Suche nach Metastasen verlief bei mir negativ - der Tumor hatte nicht gestreut. Am 15.03.2010 folgt eine zweite Computertomographie im Bundeswehrkrankenhaus Hamburg um dort nochmal auf Nummer sicher zu gehen.

Die letzte Bedingung, die ich für eine Was Strategie erfüllen muss ist ein ausführlicher Tumormarkerverlauf (was da passiert, siehe >>hier<<). Da die Erfüllung dieser Bedingung noch etwas dauern wird und der Tumormarkerverlauf auch als Kriterum für die anderen beiden Therapien herangezogen wird, kann ich momentan noch keine Therapie beginnen. Wait-and-see...wirklich nur warten?

Während der Was Strategie wird vollkommen auf eine medikamentöse oder eine operative Behandlung verzichtet. Das bedeutet allerdings nicht, dass diese Therapie weniger "anspruchsvoll" als die anderen Beiden ist.
Das Gegenteil ist der Fall. Da man nicht aktiv gegen den Krebs vorgeht, ist eine Menge Eigeninitiative notwendig. Ein engmaschiges Netz aus Kontrolluntersuchungen muss über den Terminkalender gelegt werden, um frühzeitig einen Rückfall zu bemerken.
Die Kontrolluntersuchungen bestehen aus Blutuntersuchungen (Tumormarkeranstieg), Computertomographien (Metastasen am Lymphsystem oder anderen Organen) und auch gegebenfalls aus Abtasten des Körpers (Brustkrebs z.B.). Hinzu kommt ein aufmerksames Beobachten des eigenen Körpers.
Diese Therapie ist also bei weitem nicht so gemütlich, wie ihr Name vermuten lässt.

Ziemlich viel Aufwand für's "Nichts-tun", oder?

Der große Vorteil der Was Strategie ist, dass man keinen direkten Nebenwirkungen ausgesetzt ist. Desweiteren liegt die Wahrscheinlichkeit für eine Neuerkrankung an Krebs (bei erfolgreicher Operation und keiner Metastasierung) laut meinem Arzt bei ungefähr 15% - 20%. Für einige Patienten eine zu geringe Wahrscheinlichkeit, sich einer Chemotherapie oder Lymphknotenabtragung und deren Nebenwirkungen und Folgen (viele davon auch langfrisitg, dazu aber in den Artikeln zu den beiden Therapien mehr) auszusetzen.
Bei einigen Was-Anwendern kommt mit der Zeit eine psychische Komponente ins Gesamtbild. Da man praktisch gesehen auf eine eventuelle Neuerkrankung wartet und nicht weiß, ob der Krebs nicht doch wiederkommt, wechseln die Patienten während der Was Strategie auf eine prophylaktische Behandlung. So lässt sich diese Wait-and-see problemlos mit einer Chemotherapie oder mit einer Lymphknotenabtragung kombinieren.

Würde ich mich für eine Was Strategie entscheiden?

Ich würde mich momentan gegen eine Was Therapie entscheiden. 15% bis 20% Wahrscheinlichkeit für einen Rückfall ist mir zu hoch, als meine Zeit mit regelmäßigen Kontrolluntersuchungen zu vergeuden und dann vielleicht später doch auf eine andere Therapie umzusteigen.

Meine intensive Recherche seit meiner Diagnose lässt mich sehr in Richtung einer Chemotherapie tendieren. Dazu schreibe ich aber mehr, wenn ich die Therapie selbst vorstelle.

Wie immer gilt: Fragen und Kritik sind erwünscht. Danke für's Lesen!

Erik

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